first time Philippi

So far, it has been just pictures, videos and stories. Until this point is have been just thoughts and imaginations. A idea construct which I‘ve slowly created within the past months and that stared to foster step by step. Yesterday it abruptly got all real for me. All of a sudden, this construct was touchable. I got anxious, nervous, insecure. My heart started pounding faster and I noticed that my body was shaking a bit. My body emitted warning signals.

Is the car really locked, should I hide my mobile phone a bit better, will everything be fine in the end? It was just a glimpse of a moment, just a couple of minutes which we drove in walking speed, passing the place that will be our second home for the next months. The place where poverty and violence rule and where we will do our project “DANCE for a CHANCE” within the upcoming 3 months.

Philippi, suddenly more than just a name. Suddenly the name got a face. People walking at the side of the highway, wearing loose cloths, some of them without shirts. The wind blowing through their hair and the sun shining in their faces. What do their faces tell? Do they reflect happiness and contentment or are they full of fear and worries?

A little girl with dark hair and a red skirt is standing next to a seedy self-made tin shack. Maybe her home, maybe the home of a friend or acquaintance. She is a stranger to me, who I am observing though the window of our rental car, without her knowing. A little girl that I don’t know, who’s wishes and dreams are hidden from me and who’s name I don’t know. Not yet!? Will this girl join my dance group? Possibly she will soon learn with me and other kids body movements together and be part of the dance performance. It might be that soon she will stand on a stage and hundred of unknown faces are watching her. Then she will notice that someone is watching her. Then she will notice that she is not longer unknown to the world. That she got the chance to communicate herself, to show herself, to unfold herself.
A to me unknown nameless little girl that might, under the right circumstances, be locked into my heart and that maybe will never get out of my head again.

I’m sitting in the car and let my thoughts fly, thoughts about the next months, about the project, about right and wrong in the world, and if we will reach our goal of the journey. My head tells me we are save but my feeling is whispering something else in my ear. At the moment I just watch the township from the distance. ‘Currently there are political unrests, protests, and land invasions happening in Philippi’. We have to wait till Monday. Then finally the place in my thoughts becomes tangible. Only a couple of days until I will be straight in the middle of it all.

 

(Susi Bayer – thanks for the translation, David Tang)

Zum ersten Mal Philippi

Bisher waren es nur Fotos, Videos und Erzählungen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren es nur Gedanken und Vorstellungen. Ein Konstrukt das ich mir in den letzten Monaten nach und nach aufbaute und das mit der Zeit Gestalt annahm. Doch gestern wurde es plötzlich realer. Mit einem Mal wurde das Konstrukt plötzlich spürbar. Ich wurde unruhig, nervös, unsicher. Mein Herz fing an schneller zu pochen und ich merkte wie ich etwas zittrig wurde. Mein Körper schüttete Warnsignale aus.

Ist das Auto wirklich abgeschlossen, sollte ich mein Handy besser etwas verstecken, wird alles gut gehen? Es war nur der Hauch von einem Moment, es handelte sich bloß um ein paar Minuten in denen wir im Schritttempo an dem Ort vorbei fuhren, der in der nächsten Zeit unsere zweite Heimat werden soll. Der Ort an dem Armut und Gewalt herrschen und an dem wir in den nächsten drei Monaten unser Projekt „Dance for a Chance“ durchführen werden.

Philippi, mit einem Mal war es nicht mehr nur ein Name. Mit einem Mal bekam der Name ein Gesicht. Menschen liefen am Straßenrand entlang, trugen leichte Kleidung, manche auch Oberkörper frei. Der Wind wehte durch ihre Haare und die Sonne schien ihnen ins Gesicht. Was sagen diese Gesichter aus? Strahlen sie Glück und Zufriedenheit aus oder sind sie angstvoll und besorgt?

Ein kleines, dunkelhaariges Mädchen im roten Kleid steht neben einer heruntergekommenen Blechhütte. Vielleicht ihr Zuhause, vielleicht aber auch das ihrer Freunde oder Bekannten. Ein mir fremdes Mädchen, das ich durch die Fensterscheibe unseres Leihwagens beobachten kann, ohne dass sie es merkt. Ein kleines Mädchen, das ich nicht kenne, dessen Wünsche und Träume mir verborgen sind und dessen Name ich nicht weiß. Noch nicht. Ob dieses Mädchen meiner Tanzgruppe beitreten wird? Möglicherweise wird sie bald schon mit mir und anderen Kindern gemeinsam Bewegungen erlernen, ihren Beitrag für die große Performance leisten. Es könnte sein, dass sie schon bald auf einer großen Bühne steht und von hunderten, ihr fremden Gesichtern angestarrt wird. Dann wird sie merken, wie sie beobachtet wird. Dann wird sie merken, dass sie nicht mehr unsichtbar für die Welt ist, die Chance bekommt sich mitzuteilen, sich zu offenbaren, sich zu entfalten.

Ein mir fremdes, namenloses kleines Mädchen, das ich unter Umständen schon bald in mein Herz geschlossen haben werde und das mir vielleicht mein Leben lang nicht mehr aus dem Kopf gehen wird.

Ich sitze im Auto und mache mir Gedanken zu den nächsten Monaten, zu unserem Projekt, zu Recht und Unrecht in der Welt und dazu, ob wir das Ziel unserer Fahrt wohl bald erreicht haben werden. Mein Kopf sagt mir, dass ich in Sicherheit bin, doch mein Gefühl flüstert mir etwas anderes zu. Im Moment sehe ich das Township nur aus der Ferne. „Zurzeit gibt es Unruhen, Krawall und Remmidemmi“. Wir müssen warten bis Montag, dann wird der Ort meiner Gedanken endlich greifbar. Nur noch wenige Tage bis ich zum ersten Mal direkt im Geschehen bin.

 

(Susi Bayer)